Im diesjährigen Festival zeigten sich die Möglichkeiten und Wechselwirkungen des Schmalfilms besonders deutlich, selbst wenn er von Amateur*innen gemacht wird und selbst wenn es "nur" das Super-8 Hobbyformat ist. Nichts für schwache Nerven.
Dieses Jahr hatte ich eigtl. keine Berichterstattung geplant, aber das üppige Programm kann nicht ohne jede Erwähnung bleiben. Deswegen hier doch eine kleine teilweise Zusammenstellung.
In der Runden Ecke war dieses Jahr anlässlich des Super-8-Geburtstags eine Ausstellung verschiedener betriebsbereiter Schneidetische/Filmbetrachter mit eingelegten Kurzschleifen aufgebaut.
Kameras waren im alten Rumänien nicht so häufig anzutreffen, deswegen konnte man nicht nur sehen, wie die Bilder, sondern auch die Protagonisten laufen lernten.
Kurz, aber mit Vorführung des schönen händisch fotomontierten Festivaltrailers.
Hier wurde gezeigt, wie die Projektion z. B. mit Farbfolien und Kaleidoskop selbst modifiziert werden kann, womit verschiedene Effekte auf der Leinwand auftraten.
Keine Schmalfilmtage ohne ernstes Thema. Während beim letzten Mal die Musikvideos aus Tschechien eine Ahnung der politischen Gratwanderungen vermittelten, war diesmal das Archivmaterial aus der damaligen Tschechoslowakei wirklich ernst.
Es wurden Aufnahmen von der Okkupations Liberec?, Prags u. a., die 1969 startete und erst zwanzig Jahre später aufhörte, gezeigt. Das ist ein Konflikt gewesen, den man vllt. nur aus dem Geschichtsunterricht kennt, jedoch als Mahnung hinsichtlich aktueller Krisen sicher nicht falsch platziert ist.
Dieses Jahr feiern die Schmalfilmtage selbst zwar keinen runden Geburtstag, jedoch den 60. des Super-8-Formats, was mit einem kleinem Programm gewürdigt wurde. Dabei wurden die verschiedene Aspekte des Formats wie ein Werbeclip für den Privatsektor, halbprofessionelle Hobby-Produktionen, ein experimentelles Nebenprodukt aus dem Polyesterbeutel und ein gekürzt vertriebener Kinofilm gezeigt und erklärt.
Auch dieses Jahr wieder spannend und prall. Gewonnen haben folgende Beiträge:
Hier wurde ein 90er-Jahre Low-Budget-Spielfilm über einen Mafia-/Bandenkrieg und Liebesbeziehungen gezeigt. Dazu eine stimmungsvolle Livemusik.
Die Jury ist sich zwar in der Kürze der Zeit einig geworden auf einen Jurypreis an DECADENTIA, einen post-akopalyptischen Film mit Skulpturen im fließenden Sand sowie auf eine lobende Erwähnung an IN MY HEAD, einen schreienden Film eines Amateurfilmers über seine Multiple Sklerose. Nicht ganz einig war sich die Jury während der Verkündung darüber, inwiefern der tatsächlich sehr unterschiedliche Charakter der Filme eine Auszeichnung der "besten" Einreichung überhaupt zulässt.
Der Publikumspreis ging an DER PLOT, welcher die für den*die Zuschauer*in unterhaltsame Planung eines neuen Amateurfilms thematisierte, die wegen komplett unvereinbarer Ansätze innerhalb der Planungsgruppe zum Scheitern verurteilt war.
Die anderen Filme waren auch spannend, insbesondere das Musikvideo SUAS aus Irland, welches mehr musikalisch treibendes Tempo als der letztjährige Jury-Gewinnerfilm hatte, THE JACOBS WAY als kürzestes Video mit ADHS als Thema, THE BODY REMEMBERS mit einem Anti-Steinigungs-Appell sowie SLIDES, welcher mit der dadaistischen Methode, die bei den 23. Schmalfilmtagen gezeigt wurde, das dauernde Familienhobbythema "Found footage" zu lösen ansetzt.
Das Podium am Schluss war sehr klein, weil diesmal viel weniger Einreicher*innen da waren und tw. der Sichtung der defekten Filmrolle beschäftigt waren. Trotzdem interessant, weil der nun einzige anwesende Podiumsgast, Ben Slotover, der Einreicher von SLIDES, ausführlich über seine Projekte/Workshops und Filmschule berichten und seinen liebsten Mitbewerbsbeitrag neben dem "depressing" Wettbewerbsprogramm nannte, wodurch er indirekt meinen persönlichen Gesamteindruck des diesjährigen Festivalprogramms als passend zu unserer Zeit sehr ernst bestätigte.
Der diesjährige Workshop beinhaltete das Mehrfachentwickeln von Farbfilm in geschickter Reihenfolge mit verschiedenen Chemikalien, sodass manche Bilder selektiv schwarz-weiß entwickelt werden können, andere in Farbe. Durch Abkleben längs kann man sogar halbwegs präzise Bildausschnitte in Farbe und Schwarzweiß trennen.
Präsentiert wurden zwei ungeschnittene Filme mit insg. sieben Minuten, deren Produktion von Freitag bis Samstag stattfand.